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Schriftkünstler Gereon Inger an der Fachhochschule

„Bloomsday“ en miniature

Von Petra Schmitz
Neue Westfälische 14. 6. 1996

Bielefeld. Der 16. Juni ist kein Tag wie jeder andere. Nicht für Gereon Inger und nicht für viele andere „Eingeweihte“. Der 16. Juni ist „Bloomsday“, jener Tag im Leben des Leopold Bloom, der die Seiten von James Joyces Monumentalwerk „Ulysses“ füllt. Nur ungern beugte sich deshalb Schriftkünstler Gereon Inger den Sachzwängen, die die Türen auch der Bielefelder Fachhochschule am Sonntag verschließen. Mit seiner Performance zum „Ulysses“ stellte sich Inger am Donnerstag zum 92. Jahrestag des „Bloomsday“ im Fachbereich Design der Fachhochschule vor.

Als „agent provocateur“ holte Professor Gerd Fleischmann den Künstler im laufenden Semester in das stille Treiben der Fachhochschule. „Wir wollen den Kopf öffnen, damit die Hand sich bewegt“, erklärt Fleischmann die ungewöhnliche Art, in der sich Inger mit seinen Studenten der Schrift und Typographie nähert. Der technischen Übung setzt Inger dabei die Leidenschaft für die Sache entgegen, wie er sich auch als Künstler allen Projekten mit größter Intensität widmet. Über zehn Jahre beschäftigte sich der Vater zweier Kinder so mit Joyces „Ulysses“, studierte das vielschichtige, von Analogien zum Mythos des Odysseus durchzogene Werk mit größter Genauigkeit. Ein Fundus von Zeichnungen und Symbolen entstand dabei, den der NeuBielefelder seit 1994 der „Ulysses“-Fangemeinde in Form eines aufwendigen Stempelkastens zur Verfügung stellt. Seife, Lotosblume, Freimaurersymbole und andere wiederkehrende Motive wandern da fröhlich über die Seiten des Buches – natürlich in kleinster stempelbarer Form.

Denn Gereon Inger ist nicht nur Schriftkünstler, er sieht sich selbst vielmehr als „Miniaturenmaler“. Unter seiner Feder erscheinen das „Vater unser“ auf einem Kirschkern, Miniaturen von Bauernkindern auf Kastanien und Garnspulen. „Ich habe klein gemalt, seit ich klein war“, sagt der heute 35jährige Meisterschüler der Kunstakademie Düsseldorf von sich selbst.
Das Spielerische des kleinen Gereon hat sich der Künstler Inger dabei bewahrt. Und so erwartete die Studentinnen und Studenten drei Tage vor dem „Bloomsday“ keine trockene Einführung in die Literatur des irischen Autoren. Mal verspielt, mal ironisch präsentierte der Künstler seine Erkenntnisse und sein typografisch-literarisches Inventar.Das passende „Bloomsday Outfit“ durfte dabei natürlich nicht fehlen.

Im passenden Outfit ganz Leopold Bloom stellte sich Schriftkünstler Gereon Inger zum „Blooms day“ im Fachbereich