Auflösung
ID Galerie, Düsseldorf 1990
Die Auflösung ist das Symptom unseres Jahrhunderts. In meinen Ausstellungen finden sich immer kleiner werdende Bilder. Es sind auf zerfallende, weggeworfene, schmutzige Papiere, Blätter oder Dinge gemalte Miniaturen. Sie sind entstanden nach alten oder banalen Photos, in denen ich die winzigen Figuren, die exotischen und erotischen Motive aufgespürt habe. Kulturen, Geräusche und Gefühle, die sich schon lange auflösen, halten sich wie fadenscheinige Erinnerungen auf diesen Papierstücken und Gegenständen fest. Wie im goldbesessenen alchemistischen Versuch, durch Verdampfen eines festen Stoffes endlich einen höheren, verfeinerten zu erhalten, schlägt sich in diesen Miniaturbildern die Auflösung ganz allgemeiner Begierden stellvertretend nieder. Ebenso vergeblich und doch ein Brauchbares abwerfend wie in der Alchemie, sind die entstehenden Bilder. Sie können Ausdruck – nur keine Lösung des Problems der Auflösung sein. Erst der Zusammenhang, die Verwendung und die Wahrnehmung der Stücke in einer Aktion berührt den Verfall vielleicht und hält ihn zwischen Erinnerung und Veräußerung auf.
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